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Pressemitteilung
Hector Wissen­schafts­preis 2024

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27. Januar 2025

Spitzen­for­schung „Made in Germany“

Wissen­schafts­preise der Weinhei­mer Hector Stiftung gehen an die Chemi­ke­rin und Materi­al­for­sche­rin Stefa­nie Dehnen sowie an den Medizi­ner Matthias H. Tschöp.

Prof. Dr. Katrin Amunts

Prof. Dr. Dr. h.c. Matthias H. Tschöp und Prof. Dr. Stefa­nie Dehnen erhal­ten in diesem Jahr den mit jeweils 150.000 Euro dotier­ten Wissen­schafts­preis der Weinhei­mer Hector Stiftung. Das Bild zeigt sie gemein­sam mit den Stiftern Josephine und Dr. h.c. Hans-Werner Hector (von links). Bildnach­weis: Marco Schil­ling

 

Weinheim. Prof. Dr. Stefa­nie Dehnen und Prof. Dr. Dr. h.c. Matthias H. Tschöp erhal­ten in diesem Jahr den mit jeweils 150.000 Euro dotier­ten Wissen­schafts­preis der Weinhei­mer Hector Stiftung. Damit würdigt die Jury die heraus­ra­gen­den Forschungs­leis­tun­gen der 55-jähri­gen Chemi­ke­rin, die in der hessi­schen Kreis­stadt Gelnhau­sen geboren wurde, sowie des 57-jähri­gen Medizi­ners, der aus München stammt.

Zur Preis­ver­lei­hung trafen sich der Vorstand der Stiftung sowie frühere Preis­trä­ger im Hotel „Europäi­scher Hof“ in Heidel­berg. Stifter Dr. h.c. Hans-Werner Hector hieß die beiden neuen Preis­trä­ger im Kreis der nunmehr 32 „Hector Fellows“ willkom­men, die sich dort gemein­sam für inter­dis­zi­pli­näre Spitzen­for­schung in Deutsch­land engagie­ren. Dabei waren sich die beiden Lauda­to­ren, Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi und Prof. Dr. Ralf Barten­schla­ger (beide Ruprecht-Karls-Univer­si­tät Heidel­berg), einig, dass Stefa­nie Dehnen und Matthias H. Tschöp mit der Exzel­lenz ihrer Forschungs­ar­bei­ten, aber auch mit ihrer Begeis­te­rung für das Beschrei­ten neuer Wege die „Hector Fellow Academy“ berei­chern werden, die aussichts­rei­che Nachwuchs­wis­sen­schaft­ler in Deutsch­land fördert.

Stefa­nie Dehnen lehrt als Profes­so­rin für infor­ma­ti­ons­ba­sier­tes Materi­al­de­sign und Nanowis­sen­schaf­ten sowie für anorga­ni­sche Chemie am Karls­ru­her Insti­tut für Techno­lo­gie (KIT). In ihrer Grund­la­gen­for­schung beschäf­tigt sie sich seit vielen Jahren mit chemi­schen Verbin­dun­gen. Als Exper­tin für innova­tive, anspruchs­volle und zugleich nachhal­tige chemi­sche Synthe­sen kombi­niert sie aus den bekann­ten Elemen­ten bisher unbekannte Verbin­dun­gen und Stoffe, die neue Eigen­schaf­ten haben. Diese sogenann­ten Cluster­ver­bin­dun­gen gelten als das entschei­dende Binde­glied zwischen einzel­nen Atomen und nicht atomar definier­ten Nanopar­ti­keln. Ihre ungewöhn­li­chen Eigen­schaf­ten und Reakti­vi­tä­ten machen Cluster­ver­bin­dun­gen zum Ausgangs­punkt für innova­tive Funkti­ons-materia­lien. Sie können zur Lösung entschei­den­der Zukunfts­pro­bleme bei der Speiche­rung und Übertra­gung von Energie oder der Herstel­lung umwelt­freund­li­cher Stoffe einen Beitrag leisten.

Ein Schwer­punkt ihrer Arbeit liegt darauf, solche Cluster gezielt herzu­stel­len und ihre Eigen­schaf­ten zu verste­hen. Sie nutzt dazu neue chemi­sche Metho­den, die es ermög­li­chen, Cluster mit unter­schied­li­chen Formen und Größen zu erschaf­fen. Diese können zum Beispiel in Batte­rien als beson­ders leistungs­fä­hige Ionen­lei­ter oder als Materia­lien für neue Laser­pro­jek­to­ren verwen­det werden.

Ein weite­rer Aspekt ihrer Forschung betrifft die Entwick­lung von „Hybrid­clus­tern“, die eine Kombi­na­tion aus anorga­ni­schen Atomen und organi­schen Molekü­len darstel­len. Diese Hybrid­clus­ter lassen sich für maßge­schnei­derte Anwen­dun­gen anpas­sen, zum Beispiel für bioak­tive Stoffe oder neuar­tige Kataly­sa­to­ren. Durch die Verbin­dung von Experi­men­ten und theore­ti­schen Berech­nun­gen hat Stefa­nie Dehnen mit ihrem Team weltweit neue Wege in der Chemie erschlossen.

Matthias H. Tschöp hat den Lehrstuhl für Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen an der Techni­schen Univer­si­tät München inne und ist zudem wissen­schaft­li­cher Geschäfts­füh­rer beim Helmholtz Zentrum in München. Der Arzt, Wissen­schaft­ler und Wissen­schafts­ma­na­ger gilt als Pionier in der Erfor­schung von Stoff­wech­sel-Erkran­kun­gen. Seine Arbeit hat das Verständ­nis von Fettlei­big­keit (Adipo­si­tas), Diabe­tes und verwand­ten Stoff­wech­sel­stö­run­gen erheb­lich erwei­tert und neue Ansätze für medizi­ni­sche Thera­pien und perso­na­li­sierte Präven­tion eröffnet.

Matthias H. Tschöp und sein Team erkann­ten früh, dass der starke Drang zu essen und der körper­ei­gene Mecha­nis­mus, Kalorien zu speichern, nicht gestoppt werden kann, wenn nur auf einen Signal­weg medika­men­tös einge­wirkt wird. Denn im mensch­li­chen Körper steuern viele Signale die Kalorien­auf­nahme. Gleich­zei­tig entdeckte Tschöp, dass Schlüs­sel­hor­mone, die das Körper­ge­wicht regulie­ren, im Gehirn wirken. Das führte zu der Erkennt­nis, dass eine Kombi­na­tion von Signa­len mit Zielre­zep­to­ren im Gehirn benötigt wird, um Fettlei­big­keit zu bekämpfen.

Zu seinen heraus­ra­gen­den Erfol­gen zählen die Entde­ckung des Hunger­hor­mons Ghrelin sowie die Entwick­lung einer neuen Wirkstoff­klasse von Zwei- und Dreifach-Darmhor­mon-Medika­men­ten, den sogenann­ten Polyago­nis­ten, die eine wesent­lich verbes­serte Gewichts­re­duk­tion bei Adipo­si­tas sowie eine deutlich bessere Einstel­lung des Blutzu­ckers bei Typ-2-Diabe­tes bieten. Mit dem Medika­ment Tirze­pa­tid – bekannt als „Abnehmspritze“ – ist seit Mai 2022 der erste Polyago­nist in den USA zugelas­sen, weitere sind in klini­schen Studien auf dem Weg zur Zulassung.

Über die Hector Stiftungen

(weitere Infos unter: www.hector-stiftung.com)

Die H. W. & J. Hector Stiftung wurde 1995 von dem Ehepaar Josephine und Dr. h. c. Hans-Werner Hector in Weinheim an der Bergstraße gegrün­det. 2008 wurde als Ergän­zung die „Hector Stiftung II“ ins Leben gerufen.

Folgende Kernbe­rei­che werden von den Stiftun­gen gefördert:

  • Wissen­schaft und Bildung: Förde­rung von talen­tier­ten und hochbe­gab­ten jungen Menschen (Hector Kinder­aka­de­mie, Hector Seminar), insbe­son­dere im natur­wis­sen­schaft­li­chen Bereich; Hector-Insti­tut für Empiri­sche Bildungs­for­schung an der Univer­si­tät Tübin­gen; Förde­rung heraus­ra­gen­der Wissen­schaft­ler mit dem Hector Wissen­schafts­preis; Ausstat­tung von Perso­nal­fonds für Elite-Univer­si­tä­ten. 2020 sagte die Stiftung zum Beispiel eine Förde­rung von bis zu 100 Millio­nen Euro für das Projekt „AI Breakth­rough Hub“ im Tübin­ger „Cyber Valley“ zu, einem der größten Forschungs­ko­ope­ra­tio­nen für Künst­li­che Intel­li­genz in Europa.
  • Medizi­ni­sche Forschung: Hector Insti­tut für Trans­la­tio­nale Hirnfor­schung (HITBR) zusam­men mit dem DKFZ Heidel­berg und dem ZI Mannheim; DKFZ-Hector Krebs­in­sti­tut an der Univer­si­täts­me­di­zin Mannheim; Hector-Center für Ernäh­rung, Bewegung und Sport am Univer­si­täts­kli­ni­kum Erlan­gen; Hector Insti­tut für Künst­li­che Intel­li­genz in der Psych­ia­trie am ZI Mannheim (HITKIP).
  • Soziale Projekte: Förde­rung von Projek­ten für Menschen mit Behin­de­rung und sozial benach­tei­lig­ter Gruppen
  • Kunst und Kultur: Unter anderem maßgeb­li­che Förde­rung des Neubaus der Mannhei­mer Kunsthalle.

In Würdi­gung ihrer Verdienste erhiel­ten Josephine und Hans-Werner Hector zahlrei­che Auszeich­nun­gen, darun­ter das Bundes­ver­dienst­kreuz (2003), den Verdienst­or­den des Landes Baden-Württem­berg (2014), die Leibniz-Medaille der Berlin-Branden­bur­gi­schen Akade­mie der Wissen­schaf­ten (2017), den Stifter- und Stifte­rin­nen­preis der Evange­li­schen Landes­kir­che und der Diako­nie Baden (2018) und den bayeri­schen Stifter­preis (2018). 2003 verlieh die Univer­si­tät Karls­ruhe Hans-Werner Hector die Ehren­dok­tor­würde. Seit Dezem­ber 2011 sind die Eheleute Hector Ehren­bür­ger von Weinheim.

 

Alle „Hector Fellows“ auf einen Blick

(weitere Infos unter: hector-fellow-academy.de)

Preis­ver­lei­hung 2009: Prof. Dr. Doris Wedlich (†), Prof. Dr. Peter Gumbsch und Prof. Dr. Martin Wegener (alle Karls­ru­her Insti­tut für Technologie).

Preis­ver­lei­hung 2010: Prof. Dr. Manfred Kappes (Karls­ru­her Insti­tut für Techno­lo­gie), Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Franz Nestmann (Karls­ru­her Insti­tut für Techno­lo­gie) und Prof. Dr. Thomas Elbert (Univer­si­tät Konstanz).

Preis­ver­lei­hung 2011: Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi (Ruprecht-Karls-Univer­si­tät Heidel­berg), Prof. Dr. Jürg Leuthold (Karls­ru­her Insti­tut für Techno­lo­gie) und Prof. Dr. Jens Timmer (Albert-Ludwigs-Univer­si­tät Freiburg).

Preis­ver­lei­hung 2012: Prof. Dr. Hilbert von Löhney­sen (Karls­ru­her Insti­tut für Techno­lo­gie), Prof. Dr. Axel Meyer (Univer­si­tät Konstanz) und Prof. Dr. Nikolaus Pfanner (Albert-Ludwigs-Univer­si­tät Freiburg).

Preis­ver­lei­hung 2013: Prof. Dr. Immanuel Bloch (Ludwig-Maximi­lian-Univer­si­tät München), Prof. Dr. Günter M. Ziegler (Freie Univer­si­tät Berlin) und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Eberhart Zrenner (Eberhard-Karls-Univer­si­tät Tübingen).

Preis­ver­lei­hung 2014: Prof. Dr. Antje Boetius (Univer­si­tät Bremen), Prof. Dr. Dr. Chris­toph Klein (Ludwig-Maximi­li­ans-Univer­si­tät München) und Prof. Dr. Karl Leo (Techni­sche Univer­si­tät Dresden).

Preis­ver­lei­hung 2015: Prof. Dr. Eva Grebel (Ruprecht-Karls-Univer­si­tät Heidel­berg) und Prof. Dr. Dr. Thomas Lengauer (Max-Planck-Insti­tut für Infor­ma­tik, Saarbrücken).

Preis­ver­lei­hung 2016: Prof. Dr. Peter Hegemann (Humboldt-Univer­si­tät Berlin).

Preis­ver­lei­hung 2017: Prof. Dr. Ralf Barten­schla­ger (Ruprecht-Karls-Univer­si­tät Heidelberg).

Preis­ver­lei­hung 2018: Prof. Dr. Brigitte Röder (Univer­si­tät Hamburg)

Preis­ver­lei­hung 2019: Prof. Dr. Bernhard Schöl­kopf (Max-Planck-Insti­tut für Intel­li­gente Systeme Tübingen)

Preis­ver­lei­hung 2020: Prof. Dr. Wolfgang Werns­dor­fer (Karls­ru­her Insti­tut für Technologie)

Preis­ver­lei­hung 2021: Prof. Dr. Patrick Cramer (Max-Planck-Insti­tut für biophy­si­ka­li­sche Chemie Göttin­gen, Präsi­dent der Max-Planck-Gesellschaft)

Preis­ver­lei­hung 2022: Prof. Dr. Katrin Amunts (Heinrich-Heine-Univer­si­tät Düssel­dorf und Forschungs­zen­trum Jülich)

Preis­ver­lei­hung 2023: Prof. Dr. Anna Wienhard (Max-Planck-Insti­tut für Mathe­ma­tik in den Natur­wis­sen­schaf­ten, Leipzig) und Prof. Dr. Dr. h.c. Chris­tian Haass (Ludwig-Maximi­li­ans-Univer­si­tät München).

Preis­ver­lei­hung 2024: Prof. Dr. Magda­lena Götz (Ludwig-Maximi­li­ans-Univer­si­tät München und Insti­tut für Stamm­zel­len­for­schung am Helmholtz Zentrum München) und Prof. Dr. Klaus-Robert Müller (Techni­sche Univer­si­tät Berlin und Berlin Insti­tute for the Founda­ti­ons of Learning and Data).

Preis­ver­lei­hung 2025: Prof. Dr. Stefa­nie Dehnen (Karls­ru­her Insti­tut für Techno­lo­gie) und Prof. Dr. Dr. h.c. Matthias H. Tschöp (Techni­sche Univer­si­tät München und Helmholtz Zentrum München)

 

Presse­mit­tei­lung der Hector Stiftung II