21. August 2025
Neue Publi­ka­tion von Xiaomeng Tian in Science Advances

Geneti­sche Einbli­cke in Symme­trieb­rü­che bei einem Schuppenfresser-Buntbarsch

Xiaomeng Tian, Young Resear­cher der Hector Fellow Academy, ist Erstau­torin des im Juli 2025 in Science Advan­ces erschie­ne­nen Artikels „Insights into the genetic basis of bilate­ral head asymme­try in a scale-eating cichlid fish“. Sie führte diese Arbeit gemein­sam mit Hector Fellow Axel Meyer und Co-Autor Ming Li durch.

In der Studie wird der Schup­pen­fres­ser-Buntbarsch (Peris­so­dus micro­l­epis) aus dem Tangan­ji­ka­see unter­sucht. Einige Tiere entwi­ckeln einen nach links geboge­nen Kopf, andere einen nach rechts. Dadurch können sie jeweils unter­schied­li­che Seiten ihrer Beute­fi­sche angrei­fen. Diese ungewöhn­li­che Ausprä­gung bleibt in der Natur in einem Verhält­nis von etwa 50:50 stabil erhal­ten – durch einen Mecha­nis­mus, der als negative frequenz­ab­hän­gige Selek­tion bezeich­net wird. Dabei haben die selte­ne­ren Morphen einen kurzfris­ti­gen Vorteil.

Um die geneti­sche Grund­lage dieses Merkmals zu verste­hen, erstell­ten die Forschen­den das erste Referenz­ge­nom auf Chromo­so­men­ebene für diese Art. Dazu sequen­zier­ten sie 102 wild gefan­gene Indivi­duen und analy­sier­ten ihre Schädel mit hochauf­lö­sen­den Mikro-CT-Scans. Dabei identi­fi­zier­ten sie 72 Genom­re­gio­nen, die mit der Entwick­lung des Schädels, der Funktion des Nerven­sys­tems und der frühen Links-Rechts-Asymme­trie zusammenhängen.

Die Ergeb­nisse zeigen, dass die Kopfasym­me­trie nicht von einem einzel­nen Gen gesteu­ert wird, sondern von vielen mitein­an­der inter­agie­ren­den Genen in Kombi­na­tion mit dem Fress­ver­hal­ten. Dies liefert wichtige Einbli­cke in die Aufrecht­erhal­tung geneti­scher Vielfalt durch ökolo­gi­sche Wechsel­wir­kun­gen in der Evolu­tion. Über die Evolu­ti­ons­bio­lo­gie hinaus könnten die Ergeb­nisse auch dazu beitra­gen, angebo­rene kranio­fa­ziale Fehlbil­dun­gen und neuro­lo­gi­sche Erkran­kun­gen beim Menschen besser zu verste­hen, bei denen die Links-Rechts-Asymme­trie eine entschei­dende Rolle spielt.