Quanteninformationsverarbeitung mit skalierbarer Halbleiter-Spin-Qubit Chips
Dominic Barthlott – Hector Fellow Wolfgang Wernsdorfer
Quantencomputer besitzen das Potenzial, klassische Probleme wie komplexe Simulations‑, Optimierungs- und Kryptografieaufgaben erheblich zu beschleunigen, setzen dafür jedoch skalierbare und robuste Qubit-Technologien voraus. Halbleiter-Spin-Qubits vereinen lange Kohärenzzeiten mit etablierten, industriellen Fertigungsprozessen. Dieses Projekt fokussiert sich auf die Implementierung präziser Zwei-Qubit-Gatter, welche dann zu Multi-Qubit-Arrays erweitert und deren Leistungsfähigkeit mit Quantenalgorithmen und umfassenden Benchmarking-Verfahren validiert werden.
Halbleiter-Spin-Qubits bieten gegenüber anderen Quantenplattformen die entscheidenden Vorteile schon auf etablierte industrielle Fertigungsprozesse zurückgreifen und lange Kohärenzzeiten in der Größenordnung von Millisekunden aufweisen zu können. Diese Eigenschaften haben das Potential als Grundlage für verlässliche Quanteninformationsverarbeitung zu dienen. Die zentrale Herausforderung in diesem Gebiet besteht jedoch darin, die Zahl der Qubits auf einem Chip zu erhöhen, ohne dabei ihre Qualität wesentlich zu beeinträchtigen.
In diesem Projekt werden die Qubits durch einzelne Elektronenspins definiert, die in Silizium Quantenpunkten in Si/SiGe Bauelementen gefangen gehalten werden. Die entsprechenden Chips werden in Zusammenarbeit mit der Halbleiterforschungseinrichtung IMEC in Belgien unter Einsatz CMOS-kompatibler industrieller Fertigungsprozesse hergestellt. Anfangs bilden diese hochqualitativen Bauelemente das Fundament für die Entwicklung präziser Zwei-Qubit-Gatter. Darauf aufbauend wird die Architektur zu Multi-Qubit-Arrays erweitert, die eine systematische Untersuchung von Fehlerausbreitung in größeren Quantenprozessoren ermöglichen.
Die Performanz der Chips wird sowohl über Tests des physikalischen Layouts als auch mit Quantenalgorithmen validiert. Diese Algorithmen können mit ausführlichen Benchmarking-Methoden wie randomisiertem Benchmarking und Rauschspektroskopie quantifiziert werden.
Durch die Kombination von Halbleiterfertigung in Industriequalität mit optimierten Steuerungsansätzen geht dieses Projekt direkt die Herausforderung der Skalierbarkeit von Halbleiter-Spin-Qubits an. Mit der Erweiterung hin zu Multi-Qubit-Architekturen leistet diese Arbeit einen grundlegenden Beitrag zur Entwicklung skalierbarer Quantentechnologien.
3D-Modell eines Si/SiGe-Bauelements mit in Quantenpunkten eingeschlossenen Elektronen der Spin-Qubits (Quelle: https://doi.org/10.1038/s41534-025–01016‑x)
Dominic Barthlott
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)Betreut durch
Wolfgang Wernsdorfer
Physik & ChemieHector Fellow seit 2019