Wissensgrenzen verschieben und neue Maßstäbe setzen
Wissenschaftspreis der Hector Stiftung II für Professoren aus Karlsruhe, Konstanz und Freiburg
HEIDELBERG/WEINHEIM. Drei herausragende Wissenschaftler erhielten 2012 den Hector Wissenschaftspreis: Professor Hilbert von Löhneysen (Karlsruher Institut für Technologie), Professor Axel Meyer (Universität Konstanz) und Professor Nikolaus Pfanner (Universität Freiburg).
Pfanner konzentriert seine wissenschaftlichen Forschungen auf den Energiehaushalt lebender Zellen. Insbesondere faszinieren ihn Mitochondrien, die als „Zellkraftwerke“ Energie liefern und somit lebenserhaltenden Funktionen stützen. Dem Biochemiker ist es weltweit erstmals gelungen, die Zusammensetzung von Mitochondrien zu entschlüsseln. Zudem untersucht Professor Pfanner, wie zirka 1.000 verschiedenen Mitochondrien-Proteine an ihr Ziel gelangen, welche Bindungen dabei entstehen und wie diese wieder gelöst werden. Dabei entdeckte der Wissenschaftler molekulare Pförtner, Schleusen und Verkehrspolizisten, die diese Prozesse steuern und überwachen.
Meyer zählt zu den weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Evolutionsbiologie. Er etablierte unter anderem die empirische Erkenntnis – und widerlegte damit ein Jahrzehnte währendes Lehrbuchdogma – dass Artentstehung auch ohne geographische Barrieren möglich ist. Er leistete zudem bei der Verwendung genetischer Daten in der Evolutionsbiologie Pionierarbeit. Seine vergleichenden Analysen zeigen, dass bei Vorfahren aller Fische eine Verdopplung des gesamten Genoms stattfand, Fische somit zunächst doppelt so viele Gene hatten wie Landwirbeltiere. Aus der Verlinkung von äußerem Erscheinungsbild und genetischen Ursachen wird abgeleitet, welche genetischen Unterschiede für Artanpassung und ‑unterschiede verantwortlich sind.
Löhneysen beschreitet neue Wege bei der Erforschung sogenannter Quanteneffekte in Metallen. In Halbleitern der Computerindustrie bewegen sich Elektronen nahezu unabhängig – im Labor zeigen sie nahe des absoluten Nullpunkts hingegen (minus 273 Grad Celsius) starke Wechselwirkungen. Prof. von Löhneysen untersuchte Materialzustände im Übergangsbereich (leitend / isolierend, magnetisch / unmagnetisch etc.) und entdeckte einen neuen Typus von Quantenphasenübergängen. Diese Eigenschaften bringen große Vorteile für Kontakte und Bauelemente, in deren metallischen Nanostrukturen die Wechselwirkungen zwischen Elektronen eine wichtige Rolle spielen. Auf dieser Grundlage sind unter anderem neuartige, leistungsfähigere Rechnersystemen denkbar.