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Pressemitteilung
Hector Wissen­schafts­preis 2017

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14. Januar 2018

Dem Geheim­nis des Lernens auf der Spur

Wissen­schafts­preis der Hector Stiftung geht an Prof. Dr. Brigitte Röder, Univer­si­tät Hamburg

HEIDELBERG/WEINHEIM. Prof. Dr. Brigitte Röder von der Univer­si­tät Hamburg erhält in diesem Jahr den mit 150.000 Euro dotier­ten Wissen­schafts­preis der Hector Stiftung. Die Jury würdigt damit ihre heraus­ra­gen­den Leistun­gen in der Forschung zum Zusam­men­spiel verschie­de­ner Sinnes­sys­teme (Multi­sen­so­rik) sowie zur Alters­ab­hän­gig­keit der funktio­nel­len Organi­sa­tion des mensch­li­chen Gehirns (Neuro­plas­ti­zi­tät) und der daraus resul­tie­ren­den Lernprozesse.

Die 50-jährige Psycho­lo­gin und Neuro­wis­sen­schaft­le­rin geht mit ihrem Team zum Beispiel der Frage nach, warum Menschen einige Fähig­kei­ten im Alter nicht mehr erler­nen können, wenn ihnen bestimmte frühkind­li­che Erfah­run­gen fehlen. Ein tiefe­res Verständ­nis von der Prägung des Gehirns in diesen sensi­blen Phasen der Entwick­lung, in denen der Mensch beson­ders schnell und leicht lernt, könnte dazu beitra­gen, diese Fähig­kei­ten auch zu einem späte­ren Zeitpunkt zu fördern.

Brigitte Röder forscht und lehrt seit 2003 an der Univer­si­tät Hamburg. Sie ist dort Profes­so­rin für Biolo­gi­sche Psycho­lo­gie und Neuro­psy­cho­lo­gie. Für ihre Forschun­gen wurde sie wieder­holt ausge­zeich­net. So erhielt sie zum Beispiel 2014 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungs­ge­mein­schaft (DFG), der als die höchste Auszeich­nung des deutschen Wissen­schafts­sys­tems gilt.

Bei der festli­chen Preis­ver­lei­hung im Hotel Europäi­scher Hof in Heidel­berg machte Prof. Dr. Holger Hanselka, Präsi­dent des Karls­ru­her Insti­tuts für Techno­lo­gie (KIT), in seiner Lauda­tio deutlich, dass Brigitte Röders heraus­ra­gende Forschun­gen konkrete Bedeu­tung für die Gestal­tung von insti­tu­tio­nel­len Bildungs­pro­zes­sen haben könnten. Zum Beispiel gehe es um die Frage, wann am besten welches Wissen vermit­telt werden sollte. Gerade im Hinblick auf die Ausbil­dung des wissen­schaft­li­chen Nachwuch­ses frage er sich, ob zum Beispiel Orien­tie­rungs- und Beratungs­an­ge­bote sowie Vorkurse und Programme beim Studi­en­ein­stieg nicht nur ein – zu spätes – „Herum­dok­tern an den Sympto­men“ sei. Beson­ders wichtig wären Angebote, die viel früher – schon im Grund­schul­al­ter – anset­zen, um Kindern Gelegen­heit zu geben, Wissen zu generie­ren und dieses mit „wunder­vol­len Aha-Momen­ten“ zu verbin­den. Die Hector Stiftung verfolge mit den Hector Kinder­aka­de­mien genau diesen Ansatz, um Kinder nachhal­tig für die Natur­wis­sen­schaf­ten zu begeis­tern, würdigte Holger Hanselka auch das außer­ge­wöhn­li­che Engage­ment der Stifter Josephine und Dr. h.c. Hans-Werner Hector.

Die Hector Stiftung vergibt den Hector Wissen­schafts­preis seit zehn Jahren – „wir feiern also ein kleines Jubiläum“, hatte Stiftungs­vor­stand Uwe Bleich zu Beginn der Preis­ver­lei­hung deutlich gemacht. Kurz skizzierte er, wie sich bei der Hector Stiftung der Bereich Wissen­schaft und Bildung in dieser Zeit entwi­ckelt hat, welcher für die Stiftung „den Schlüs­sel für Fortschritt und Wohlstand in unserer Gesell­schaft darstellt“. So ist mit der Verlei­hung des Wissen­schafts­prei­ses die Aufnahme in den Kreis der „Hector Fellows“ verbun­den, dem mit Brigitte Röder nunmehr 23 Wissenschaftler*innen angehö­ren. 2014 wurde die „Hector Fellows Academy“ aus der Taufe gehoben. Sie dient den Preisträger*innen als Forum und bietet Nachwuchswissenschaftler*innen die Möglich­keit, eigene Projekte – unter der Betreu­ung eines „Hector Fellow“ – als Doktorand*in zu bearbei­ten. Weiter­hin werden Postdoktorand*innenstellen für fachüber­grei­fende Projekte mehre­rer Hector Fellows geschaffen.

Ebenfalls seit 2014 fördert die Stiftung das Hector Insti­tut für Empiri­sche Bildungs­for­schung an der Univer­si­tät Tübin­gen, das die Quali­tät von Bildungs­pro­zes­sen unter­sucht und damit eine Brücke baut zwischen Wissen­schaft und Praxis. Davon profi­tie­ren das Hector Seminar, das seit Dezem­ber 2000 hochbe­gabte Jugend­li­che an Gymna­sien in den Berei­chen Mathe­ma­tik, Infor­ma­tik, Natur­wis­sen­schaft und Technik (MINT) fördert, und die 65 Hector Kinder­aka­de­mien in Baden-Württem­berg, die 2010 gegrün­det wurden und rund 20.000 Schüler pro Jahr erreichen.

Darüber hinaus, so Uwe Bleich abschlie­ßend, lege die Hector Stiftung einen beson­de­ren Schwer­punkt auf die Förde­rung der Hochschu­len in Deutsch­land. Sie stellt zum Beispiel zwei Wissen­schafts­fonds für das KIT und die Univer­si­tät Konstanz zur Verfü­gung, mit denen Forschungs­pro­jekte geför­dert und bessere Arbeits­be­din­gun­gen für die Wissenschaftler*innen geschaf­fen werden, um anderen Spitzen­hoch­schu­len Paroli zu bieten.

Presse­mit­tei­lung der Hector Stiftung II

Hector Wissenschaftspreis 2017

v.l.: Dr. Hans-Werner Hector, Josephine Hector, Prof. Dr. Brigitte Röder, Prof. Dr. Holger Hanselka, Präsi­dent des Karls­ru­her Insti­tuts für Technologie