Schlüsseltechnologie der digitalen Revolution
Wissenschaftspreis der Hector Stiftung geht an Prof. Dr. Bernhard Schölkopf
HEIDELBERG/WEINHEIM. Prof. Dr. Bernhard Schölkopf erhält in diesem Jahr den mit 150.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Hector Stiftung. Die Jury würdigt damit seine herausragenden Leistungen in der Grundlagenforschung zum maschinellen Lernen und der Künstlichen Intelligenz, die als Schlüsseltechnologien der digitalen Revolution gelten.
Beim maschinellen Lernen geht es darum, dass Computerprogramme aus einer Fülle von Beobachtungsdaten Rückschlüsse auf zugrunde liegende Gesetzmäßigkeiten ziehen, um damit Vorhersagen über neue Situationen machen zu können. Ein Anwendungsbeispiel für diese Grundlagenforschung ist das autonome Fahren. Intelligente Fahrassistenzsysteme müssen sämtliche Umwelteinflüsse auf und neben der Straße erkennen und analysieren, um dann in Sekundenbruchteilen verlässlich und sicher zu entscheiden, ob sie lenkend oder bremsend aktiv eingreifen sollen.
Bernhard Schölkopf hat dieses Forschungsgebiet wesentlich geprägt. Mit seinen Arbeiten zu den sogenannten Kern-Methoden hat der 50-Jährige eine Brücke geschlagen zwischen der Komplexität der Probleme, die ein Computerprogramm analysieren muss, und der Einfachheit der Methoden, die man bei der Vorhersage über neue Situationen anwenden möchte. In jüngerer Zeit hat der gebürtige Stuttgarter maschinelles Lernen und kausale Inferenz (Schlussfolgerung) zusammengebracht, um zusätzlich zu statistischen Abhängigkeiten auch kausale Strukturen aus Beobachtungen zu lernen und auf neue Situationen zu übertragen.
Der 50-jährige Wissenschaftler ist Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart und Tübingen, affiliierter Professor an der ETH Zürich, und Honorarprofessor an der Universität Tübingen und der TU Berlin. Für seine Arbeiten wurde er bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Leibniz-Preis, dem wichtigsten Forschungsförderpreis in Deutschland, sowie zuletzt im Dezember 2018 mit dem Landesforschungspreis Baden-Württemberg.
Bei der festlichen Preisverleihung des Hector Wissenschaftspreises im Hotel Europäischer Hof in Heidelberg würdigte Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Bernhard Schölkopf als einen der Initiatoren und Motoren des Forschungsverbunds Cyber Valley. Gefördert vom Land Baden-Württemberg bündelt das Cyber Valley im Raum Stuttgart/Tübingen seit Ende 2016 die Forschungsaktivitäten international führender Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz. „Die Welt verändert sich in rasantem Tempo. Und diese Technologie hat großen Anteil daran“, sagte Bauer. Deutschland tue gut daran, dieses Feld nicht anderen Ländern wie den USA oder China zu überlassen. Denn: „Es gibt an der Speisetafel der Welt nur zwei Möglichkeiten. Entweder man hat einen Platz an der Tafel, oder man steht auf der Speisekarte.“
Die Laudatio auf Bernhard Schölkopf hielt Prof. Dr. Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gesellschaft und Mitglied der Jury für den Hector Wissenschaftspreis. Bernhard Schölkopf sei nicht nur ein brillanter Forscher und Pionier auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, sondern er sei auch ein Wissenschaftler, der stets über den eigenen Tellerrand hinausschaue und ein besonderes Gespür dafür habe, wo die Anwendungsmöglichkeiten seiner Forschungen liegen.
Sowohl Ministerin Bauer als auch Laudator Wiestler würdigten das großzügige und nachhaltige Engagement der Eheleute Josephine und Dr. h. c. Hans-Werner Hector für die Wissenschaft. Mit ihren Stiftungen würden sie Spitzenforschung in Deutschland in besonderer Weise fördern und wichtige Impulse geben. Dazu gehört unter anderem, dass sämtliche Preisträger*innen in den Kreis der „Hector Fellows“ aufgenommen werden, dem mit Bernhard Schölkopf nun 24 Wissenschaftler*innen angehören.
Wie Horst-Bodo Schauer vom Vorstand der Hector Stiftung sagte, sei spürbar, wie sehr diese Verbindung den interdisziplinären Austausch fördert. Mit der 2013 gegründeten „Hector Fellow Academy“ werde zudem Nachwuchswissenschaftler*innen die Möglichkeit geboten, als Doktorand*in ausgeschriebene oder selbst entworfene Projekte unter der Betreuung eines „Hector Fellow“ zu bearbeiten. Weiterhin werden Postdoktorand*innenstellen für fachübergreifende Projekte mehrerer Hector Fellows gefördert.
Pressemitteilung der Hector Stiftung II
v.l.: Dr. h.c. Hans-Werner Hector, Prof. Dr. Bernhard Schölkopf, Josephine Hector