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Pressemitteilung
Neuro­nale Erkran­kun­gen besser bekämp­fen durch Forschung mit Licht­schal­tern im Gehirn

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21. April 2021

Neuro­nale Erkran­kun­gen besser bekämp­fen durch Forschung mit Licht­schal­tern im Gehirn

  • Hector Fellow Academy initi­iert inter­dis­zi­pli­nä­res Forschungsprojekt
  • Hector Fellows Karl Leo und Peter Hegemann verknüp­fen Optoelek­tro­nik mit Optogenetik
  • Nachwuchs­wis­sen­schaft­ler Giuseppe Ciccone und Rodrigo Fernan­dez Lahore entwi­ckeln organi­sche Leucht­di­oden für die Optogenetik

Karls­ruhe: In der Hector Fellow Academy wurde kürzlich ein neues, inter­dis­zi­pli­nä­res Forschungs­pro­jekt angesto­ßen und bringt nun erste Erkennt­nisse. Mit der Finan­zie­rung zweier Promo­ti­ons­stel­len unter­stützt die HFA die Idee ihrer Hector Fellows, des Physi­kers Karl Leo und des Biophy­si­kers Peter Hegemann, und ermög­licht ein fächer­über­grei­fen­des Forschungs­pro­jekt, dass so sonst nicht entstan­den wäre. Im Rahmen ihrer Disser­ta­tio­nen werden der Bioin­ge­nieur Giuseppe Ciccone aus Italien und der Biophy­si­ker Rodrigo Fernan­dez Lahore aus Argen­ti­nien in den kommen­den Jahren neue Ansätze entwi­ckeln, um organi­sche Leucht­di­oden (OLEDs) in der Optoge­ne­tik anzuwenden.

Die Optoge­ne­tik ist eine relativ junge Techno­lo­gie, mit der sich Prozesse im Inneren von Zellen, Geweben oder ganzen Organis­men durch Licht an- und ausschal­ten lassen. Als eine Art Schal­ter schleu­sen Wissenschaftler*innen dazu den Bauplan für licht­emp­find­li­che Prote­ine in das Erbgut der zu unter­su­chen­den Zelle ein. Beleuch­ten sie diese anschlie­ßend mit Licht einer bestimm­ten Wellen­länge, können sie den Schal­ter auslö­sen und bestimmte Aktivi­tä­ten erhöhen oder drosseln. Beson­ders populär ist die Anwen­dung dieser Technik aktuell an Nerven­zel­len, den Neuro­nen. Davon verspricht sich die Wissen­schaft neben einem besse­ren Verständ­nis der Signal­ver­ar­bei­tung des Gehirns auch neuar­tige Ansätze gegen neuro­nale Erkrankungen.

„Bisher werden dazu Glasfa­ser­ka­bel ins Gehirn der Versuchs­tiere implan­tiert“, sagt Fernan­dez Lahore. „Wir setzen dafür statt­des­sen organi­sche Leucht­di­oden ein. Diese haben beispiels­weise den Vorteil, dass sie im Körper mit der Zeit zerfal­len und nicht in einer zweiten OP entfernt werden müssen.“ Die OLEDs sollen verschie­dene Farben erzeu­gen können. So erhöht rotes Licht die Aktivi­tät der Neuro­nen während blaues Licht diese drosselt. „Eine entschei­dende Heraus­for­de­rung ist dabei, dass es erfor­der­lich ist, dass die Farben der OLEDs die biolo­gi­schen Schal­ter separat aktivie­ren können, ohne zugleich alle zu beein­flus­sen“, sagt Ciccone. „Außer­dem wollen wir die Leucht­di­oden dahin­ge­hend entwi­ckeln, dass sie in der nassen Umgebung von organi­schem Gewebe zuver­läs­sig funktionieren.“

Die Idee zu diesem Projekt stammt von den Hector Fellows Karl Leo und Peter Hegemann. Leo ist Profes­sor für Optoelek­tro­nik, leitet das Dresden Integra­ted Center for Applied Physics and Photo­nic Materi­als (IAPP) an der Techni­schen Univer­si­tät Dresden und ist einer der inter­na­tio­nal führen­den Wissen­schaft­ler auf dem Gebiet organi­scher Halblei­ter. Hegemann ist Hertie Senior Profes­sor für Neuro­wis­sen­schaf­ten an der Humboldt-Univer­si­tät zu Berlin und leitet die Arbeits­gruppe für experi­men­telle Biophy­sik. Er ist ein weltweit führen­der Experte der Photo­bio­lo­gie und gilt als einer der Mitbe­grün­der der Optogenetik.

Mit der Finan­zie­rung zweier Promo­ti­ons­stel­len macht die Hector Fellow Academy diese fachüber­grei­fende Forschung jetzt möglich. Im Team von Leo in Dresden ist Ciccone mit der Entwick­lung der OLEDs betraut, während Fernan­dez Lahore im Team von Hegemann in Berlin an der biolo­gi­schen Imple­men­tie­rung arbei­tet. Für beide Nachwuchs­wis­sen­schaft­ler machen sowohl der inter­dis­zi­pli­näre Ansatz als auch die Förde­rung durch die Hector Fellow Academy den beson­de­ren Reiz dieses Projek­tes aus. „Jeder von uns kann in den hervor­ra­gend ausge­stat­te­ten Laboren seines Hector Fellows an seinem Teil des Projek­tes arbei­ten. Konstant tauschen wir uns über das Erreichte aus und planen gemein­sam die nächs­ten Schritte“, sagt Ciccone. „So können wir die Leucht­di­oden schon während der Entwick­lung für ihren späte­ren Zweck optimie­ren.“ Und auch die Fortbil­dungs­pro­gramme, die fester Bestand­teil der Promo­ti­ons­för­de­rung der Hector Fellow Academy sind, haben es den beiden Dokto­ran­den angetan. „Dass ich mir paral­lel zu meinen Forschun­gen auch Kennt­nisse im Manage­ment aneig­nen und meine Soft Skills ausbauen kann, ist für mich ein weite­rer großer Vorteil dieses Projekts“, sagt Fernan­dez Lahore.