Visuelle Verarbeitung von dynamischen Lichtumgebungen – Vom Photon zum Verhalten
Andrea Gonsek – Hector Fellow Awardee Anna Stöckl
In ihrer natürlichen Umgebung sind Insekten mit diversen Lichtbedingungen konfrontiert. Diese reichen von graduellen Veränderungen zwischen Tag und Nacht, bis zu rapiden Lichtschwankungen zwischen Habitaten. Um zu verstehen, wie Insekten relevante Informationen aus diesen dynamischen visuellen Szenen extrahieren, untersuche ich drei Phasen des komplexen Steuerkreises zwischen Wahrnehmung und Verhalten: (i) adaptives Verhalten, (ii) natürliches Input, und (iii) sensorische Verarbeitung.
Fliegende Insekten nutzen visuelle Informationen, um Ihren Flug zu steuern. Ihre natürliche visuelle Umgebung ist dabei höchst komplex. Aus dieser verhaltensrelevante Informationen zu extrahieren, ist für die vergleichbar kleinen Insekten-Gehirne daher eine große Herausforderung. Und dennoch meistern viele Insekten dies – bei Tag und Nacht. Im Tagesverlauf sind sie mit diversen Lichtintensitäten konfrontiert, welche sich graduell zwischen Tag und Nacht ändern, oder auch rapide zwischen Habitaten schwanken – sowie aufgrund von künstlichem Licht bei Nacht. Insekten müssen also nicht nur komplexe, sondern auch sich schnell ändernde Informationen verarbeiten. Wie macht ihr visuelles System das? Und wie wirkt sich Lichtverschmutzung darauf aus?
Um diese Fragen zu beantworten, untersuche ich sowohl die sensorische Verarbeitung wie auch das Verhalten, da sie sich wechselseitig beeinflussen. Am Modell des nachtaktiven mittleren Weinschwärmers untersuche ich drei Phasen dieser Schleife: (i) adaptives Verhalten, (ii) natürliche Reize, und (iii) sensorische Verarbeitung. Im ersten Schritt analysiere ich die Flugdynamik der Schwärmer bei verschiedenen Lichtintensitäten. Darauf aufbauend werde ich die Umgebung der Schwärmer aus ihrer natürlichen Perspektive filmen und quantifizieren, um zu untersuchen, wie visuelle Neurone diese Informationen verarbeiten. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen erstelle ich ein Modell des Nachtfaltersehens, um Vorhersagen über ihr Verhalten treffen zu können.
Geschlossene Schleife der nächtlichen Sichtflugkontrolle als Modell für dynamisches Sehen.
Andrea Gonsek
Universität KonstanzBetreut durch
Anna Stöckl
Neurowissenschaften, BiologieHector RCD Awardee seit 2022