Evolution der Wundversorgung und des Rettungsverhaltens bei Treiberameisen
Juan José Lagos-Oviedo – Hector RCD Awardee Erik T. Frank
Gewisse Ameisenarten zeigen Wundpflege- und Rettungsverhalten gegenüber verletzten Nestgenossen, was das Überleben des Einzelnen erhöht und die Arbeitskraft der Kolonie erhält. Trotz dieser Vorteile ist unklar, wie ökologische und evolutionäre Faktoren diese sozialen Verhaltensweisen geprägt haben. Durch die Anwendung interdisziplinärer Methoden aus der Verhaltens- und theoretischen Biologie wollen wir die Ursachen und Folgen der Evolution von Wundpflege- und Rettungsverhalten aufklären.
Die allgegenwärtige Natur von Helferverhalten bei sozialen Tieren, von Insekten bis zu Primaten, wirft die Fragen auf, wie sie der Gruppe zugutekommen und welche Faktoren ihr Auftreten begünstigen. Ein Beispiel für Helferverhalten ist die kürzlich entdeckte Wundpflege und Rettungsverhalten bei Ameisen. Prädatorische Ameisen erleiden typischerweise offene Wunden und Verletzungen durch ihre Interaktionen mit der Beute. Ohne Behandlung liegt die Sterblichkeit durch Infektionen bei etwa 90%. Verletzte Arbeiterinnen werden jedoch von Nestgenossen behandelt und aus unmittelbarer Gefahr gerettet, was ihre Überlebenschancen erhöht.
Theoretische Modelle sagen voraus, dass Verhaltensweisen, die die Koloniegröße und Fitness verbessern, weit verbreitet sein sollten, dennoch werden Wundpflege und Rettungsverhalten nur selten beobachtet. Durch das Erforschen dieses Verhaltens bei anderen Arten, wie den neotropischen Treiberameisen der Gattung Eciton, könnten wir die ökologischen und evolutionären Treiber identifizieren, die dieses Verhalten prägen. Um zu verstehen, wie unterschiedliche Ökologien dieses Verhalten formen, werden wir uns darauf konzentrieren, die Variation zwischen Populationen und Arten zu verstehen, die sich in Beutespezialisierung, Koloniegröße, Arbeiterinnengröße und Strategien der Nahrungssuche unterscheiden.
Mit dieser Studie möchten wir neue Wege aufzeigen, wie soziale Gruppen ihre Gruppengröße aufrechterhalten, wie Individuen tödliche Infektionen effektiv behandeln und gleichzeitig mit potenzieller Antibiotikaresistenz umgehen, und letztlich die Faktoren ermitteln, die zur Evolution von Hilfsverhalten im Tierreich führen.
Eine kürzlich verletzte Treiberameisen-Arbeiterin führt den "Hilferuf" aus. Nestgenossen werden die Freisetzung eines Pheromons wahrnehmen und zur Wunde kommen, um Hilfe zu leisten. Die offene Wunde am hinteren rechten Bein ist erkennbar.
Juan José Lagos-Oviedo
Universität WürzburgBetreut durch
Erik T. Frank
Biologie & ChemieHector RCD Awardee seit 2023