Über die Potenzielle Beteiligung von Rhodopsinen an der Magnetosensitivität bei Vögeln
Arno Munhoven – Hector Fellow Peter Hegemann
Das Erdmagnetfeld leitet Zugvögel über weite Entfernungen. Trotz jahrzehntelanger Forschung bleiben die Mechanismen der magnetischen Orientierung bei Vögeln unklar. Jüngste Studien deuten darauf hin, dass Cryptochrome eine Rolle spielen, aber dies nachzuweisen ist schwierig. Unser Projekt untersucht, ob auch Rhodopsine, bisher übersehen, dazu beitragen. Wir wollen diese Photorezeptoren auf molekularer Ebene verstehen und Verhaltensstudien mit transgenen Vögeln ermöglichen.
Seit Jahrhunderten haben Seeleute unbekannte Gewässer mit Hilfe von Kompassen befahren. Ebenso leitet das Erdmagnetfeld verschiedene Zugvogelarten über tausende Kilometer zu ihren Überwinterungsgebieten. Trotz 60 Jahren Forschung sind die lichtabhängigen molekularen Mechanismen der magnetischen Orientierung bei Vögeln noch immer nicht vollständig verstanden. Jüngste Studien haben gezeigt, dass das Cryptochrom-Photorezeptor in Zugvögeln Radikalpaare bildet, die durch starke Magnetfelder beeinflusst werden können. Der Nachweis der Kausalität zwischen Cryptochrom und der Navigation von Vögeln gestaltet sich jedoch schwierig, da geeignete genetisch veränderbare Modellorganismen fehlen.
In diesem Zusammenhang wurden Rhodopsin-Photorezeptoren als potenzielle Magnetdetektoren bisher übersehen, da sie offenbar keine Radikalpaare bilden können, was laut einer Theorie aus den 1970er Jahren eine Voraussetzung für die Orientierung mittels Magnetfeld ist. Neuere Erkenntnisse deuten jedoch auf eine Beteiligung von Rhodopsinen am Magnetismus hin. Dieses Projekt zielt darauf ab, zu untersuchen, ob spezifische Rhodopsine in vitro mit Cryptochromen interagieren oder Energietransfers ermöglichen. Zusätzlich werden wir die Photochemie der Rhodopsine erforschen. Um diese Fragen zu beantworten, werden wir verschiedene Rhodopsine mit biochemischen Verfahren reinigen und umfassenden spektroskopischen Studien unterziehen. Die Opsin-Gene stammen von genetisch veränderbaren Vogelspezies, was Verhaltensstudien mit transgenen Organismen ermöglicht.
Die Abbildung zeigt ein Stäbchenmodell von Retinal, dem lichtempfindlichen Molekül, das für die Funktion von Rhodopsin-Photorezeptoren entscheidend ist, dargestellt als rotes Cartoon in der unteren linken Ecke. Im Hintergrund sind Vögel mit Magnetfeldlinien über ihren Augen abgebildet, was die Rolle von Rhodopsinen sowohl beim Sehen als auch möglicherweise bei der Magnetosensitivität symbolisiert.
Arno Munhoven
Humboldt-Universität zu BerlinBetreut durch
Peter Hegemann
Biologie, Chemie & MedizinHector Fellow seit 2015