Genetische Grundlage der bilateralen Asymmetrie bei einem schuppenfressenden Fisch
Xiaomeng Tian – Hector Fellow Axel Meyer
Die meisten Tiere weisen eine bilaterale Symmetrie auf, aber auch asymmetrische Merkmale haben sich wiederholt in verschiedenen taxonomischen Gruppen entwickelt. Allerdings sind die genetischen Mechanismen, welche zu solchen Variationen von asymmetrischen Merkmalen führen, immer noch unklar. Wir werden den schuppenfressenden Fisch, Perissodus microlepis, verwenden, um die genetischen Grundlagen der außergewöhnlichen morphologischen und verhaltensbezogenen Asymmetrie zu analysieren. Diese Studie wird wichtige Einblicke in das mechanistische Fundament von asymmetrischen Entwicklungen und den Ursprung evolutionärer Neuartigkeit liefern.
Während die meisten Wirbeltiere einen beidseitig-symmetrischen Körperbau aufweisen, sind auch viele asymmetrische Merkmale im gesamten Tierreich gut dokumentiert. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Lateralität „Händigkeit“ bei Menschen. Der Ursprung und die Erhaltung solcher asymmetrischer Variationen bleiben jedoch ungelöste Fragen der Evolutionsbiologie.
Der schuppenfressende Buntbarsch, Perissodus microlepis, aus dem Tanganjikasee ist ein außergewöhnliches Beispiel morphologischer und verhaltensbezogener Asymmetrie. Wie die menschliche Händigkeit, ist diese Art durch lateralisiertes Nahrungssuchverhalten charakterisiert, wobei einige Individuen bevorzugt Schuppen von der rechten Seite der Beute und andere von der linken Seite fressen. Diese Verhaltenslateralität ist mit einer asymmetrischen Kopfmorphologie gekoppelt, welche das Fressen der Schuppen auf der bevorzugten Seite erleichtert. Die Mehrheit an Individuen mit linker oder rechter Lateralität schwankt nachweislich über längere Zeiträume um 50 %, was diese Art zu einem Lehrbuchbeispiel für die Erhaltung von Variation in der Natur macht. Jedoch bleiben die molekularen Mechanismen, die dieser morphologischen und verhaltensbezogener Asymmetrie zugrunde liegen, unklar.
Dieses Projekt wird die genetischen Grundlagen der Kopfasymmetrie und des lateralen Nahrungssuchverhaltens in diesem System untersuchen. Durch die Kombination von „high resolution“ Phänotypisierungsmethoden (Mikro-CT-Analysen) mit „forward genetic“ Ansätzen und experimenteller Manipulation werden wir die genetischen und ökologischen Mechanismen aufdecken, die diesen stabilen Polymorphismus der Asymmetrie steuern.
Der schuppenfressende Fisch Perissodus microlepis
Xiaomeng Tian
Universität KonstanzBetreut durch
Axel Meyer
BiologieHector Fellow seit 2011