Optische und elektronische neuromorphe Systeme
Richard Kantelberg – Hector Fellow Prof. Dr. Karl Leo
In meinem Forschungsprojekt interessiere ich mich für bio-inspirierte und ressourcenschonende Konzepte für neuromorphes Rechnen. Mein Ziel ist, diese Konzepte in optischen und elektronischen Systemen basierend auf organischen Halbleitermaterialien zu realisieren und deren physikalische Grundlagen zu beschreiben.
Warum ist unser menschliches Gehirn zu so komplexen Fähigkeiten wie Bild‑, Sprach- und Bewegungserkennung fähig und verbraucht dabei nur wenige Watt Leistung? Können wir Funktionsprinzipien des menschlichen Gehirns nachahmen, um dessen Fähigkeiten technisch nutzbar zu machen? Können diese Aufgaben auch ressourcenschonend sowie unter Verwendung von nachhaltigen Materialien umgesetzt werden?
Ein vielversprechender Ansatz dazu besteht in der direkten Nutzung physikalischer Systeme für neuromorphes Rechnen. Der innovative Gedanke liegt darin, die Klassifikation der Daten statt in großen Rechenzentren direkt in einem kleinen, energieeffizienten Sensorchip aus biokompatiblen Materialien durchzuführen.
Tatsächlich gibt es Kohlenwasserstoffverbindungen, die die dafür notwendigen halbleitenden Eigenschaften mitbringen. Besonders spannend sind dafür beispielsweise sogenannte organische elektronisch-ionische Mischleiter. Erstens basieren sie auf den gleichen Grundprinzipien wie Synapsen im menschlichen Gehirn, nämlich dem Austausch von elektronischen und ionischen Ladungsträgern in einer flüssigen Umgebung. Zweitens können die Schalt- und Speichereigenschaften gezielt verändert werden. Drittens sind sie sensitiv auf Umwelteinflüsse wie Licht, Temperatur, chemische Umgebung etc. Sie bieten also das Potential, gleichzeitig Signale erfassen und klassifizieren zu können. Perspektivisch ist dabei sogar eine direkte Schnittstelle mit biologischen Systemen denkbar.
Abbildung: Im Forschungsprojekt sollen neuromorphe Funktionen basierend auf organischen Halbleitern realisiert werden. Dazu können beispielsweise Faserstrukturen aus Poly‑3,4‑ethylendioxythiophen dienen. Die Struktuformel stellt das Monomer (3,4‑Ethylendioxythiophen) dar.
Richard Kantelberg
TU DresdenBetreut durch
Karl Leo
PhysikHector Fellow seit 2013