Thermischer Aktor für präzise Positionierung ohne Elektrizität
Athira Kattiparambil Sivaprasad – Hector RCD Jingyuan Xu
Nicht-elektrische Aktoren stellen eine vielversprechende Alternative für nachhaltige und abgelegene Anwendungen dar. Das Forschungsvorhaben befasst sich mit der Entwicklung thermischer Mikroaktoren auf Basis thermomagnetischer Dünnfilme, welche die materialspezifische Eigenschaft des Magnetisierungsverlustes bei Überschreiten der Curie-Temperatur ausnutzen, um eine kontrollierte mechanische Bewegung zu erzeugen. Im Gegensatz zu konventionellen Aktoren, die elektrisch angeregt werden, erfolgt die Ansteuerung dieser Systeme rein thermisch. Dadurch entfällt der Bedarf an kontinuierlicher elektrischer Energiezufuhr, was den Energieverbrauch erheblich reduziert.
Thermomagnetische Materialien (TM-Filme), wie magnetische Formgedächtnislegierungen auf Heusler-Basis oder ferromagnetische Systeme wie Lanthan-Eisen-Silizium-Legierungen, zeichnen sich durch eine temperatur- und feldabhängige Änderung ihrer Magnetisierung aus. Diese Eigenschaft macht sie besonders geeignet für selbstbetätigende Mechanismen in thermomagnetischen Systemen.
Das zugrunde liegende Wirkprinzip beruht auf dem thermomagnetischen Effekt: Beim Erhitzen über die Curie-Temperatur verlieren diese Materialien ihre Magnetisierung. Diese Änderung der magnetischen Eigenschaften kann genutzt werden, um eine Bewegung eines Magneten zu induzieren, was wiederum zu einer mechanischen Aktuation führt (siehe Abbildung 1). Der entscheidende Vorteil dieses Ansatzes liegt in der Möglichkeit, auf externe elektrische Ansteuerung vollständig zu verzichten. Stattdessen können solche Systeme durch Umgebungswärme oder industrielle Abwärme betrieben werden, was einen besonders nachhaltigen Aktuationsansatz ermöglicht. Im Mikromaßstab begünstigt das hohe Oberflächen-Volumen-Verhältnis zudem eine schnelle Wärmeübertragung und somit kurze Ansprechzeiten der Aktorik.
Das Forschungsvorhaben umfasst die Konzeption, mikrostrukturierte Fertigung sowie die experimentelle Charakterisierung unterschiedlicher Aktor-Konfigurationen. Ziel ist es, den mechanischen Output (Kraft und Weg), die Frequenz sowie die thermischen Antwortzeiten bei Kontakt signifikant zu verbessern. Durch die Optimierung dieser Leistungsparameter sollen thermomagnetische Aktoren als praktikable Lösung für Anwendungen mit hohen Präzisionsanforderungen etabliert werden.
Diese thermisch betriebenen Mikroaktoren mit hohem Kraftpotenzial bieten bedeutende Einsatzmöglichkeiten in fortschrittlichen Technologien – insbesondere durch kompakte, energieeffiziente Aktuation in der Softrobotik, für die drahtlose Bewegungssteuerung in biomedizinischen Instrumenten und für die präzise thermische Abstimmung in optischen und photonischen Systemen.
Abbildung 1. Funktionsprinzip eines thermomagnetischen (TM) Aktors: (A) Befindet sich das TM-Material unterhalb seiner Curie-Temperatur (Tc), so ist es magnetisiert und wird durch die resultierende magnetische Kraft (Fm) zu einem in der Nähe befindlichen Permanentmagneten hingezogen. Beim Kontakt steigt die Temperatur des TM-Materials über Tc, wodurch die Magnetisierung verloren geht; eine Rückstellkraft (Fr) bringt das Material in seine Ausgangsposition zurück. Nach dem Abkühlen unter Tc stellt sich die Magnetisierung erneut ein, was einen selbsterhaltenden Aktuationszyklus ermöglicht. (B) Magnetisierung in Abhängigkeit von der Temperatur, veranschaulicht den steilen magnetischen Übergang des TM-Materials um Tc

Athira Kattiparambil Sivaprasad
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)Betreut durch

Jingyuan Xu
Ingenieurwesen, Energie & WerkstofftechnikHector RCD Awardee seit 2023