Wolkig mit Aussicht auf Regen: Simulationen des galaktischen Wetters
Katrin Lehle – Hector RCD Awardee Dylan Nelson
Galaxien sind von einer mannigfaltigen und komplexen Atmosphäre umgeben – dem zirkumgalaktischen Medium (CGM). Um ein selbstkonsistentes
Modell für die Entwicklung von Galaxien entwickeln zu können, ist es unabdingbar, dass wir die Prozesse verstehen, die im CGM ablaufen. Aus diesem
Grund wollen wir mit Hilfe von numerischen Simulationen das Gas innerhalb von Galaxienhaufen untersuchen und ungeklärten Fragen auf den Grund gehen. Wir werden die bereits existierende kosmologische, state-of-the-art Simulation IllustrisTNG analysieren und des Weiteren neue Arten von Simulationen entwickeln.
Galaxien sind keine isolierten Inseln aus Sternen, die in Universum umherschweben, sondern von einer mannigfaltigen und komplexen Atmosphäre umgeben – dem zirkumgalaktischen Medium (CGM). Die Entwicklung einer selbstkonsistenten Theorie zur Entwicklung von Galaxien ist nur erreichbar, wenn wir die Prozesse verstehen, die in den Atmosphären von Galaxien vorgehen.
Genau wie unsere Erde ist eine Galaxie ein komplexes Ökosystem und weist Wetterphänomene auf. Supermassereiche Schwarze Löcher und Supernovae speisen gewaltige Mengen an Energie in die Atmosphäre ein und treiben Gasströme an. Beobachtungen und Simulationen deuten darauf hin, dass das Gas in der Atmosphäre ein mehrphasiges Medium ist, in dem sich kühle, dichte Wolken innerhalb einer heißen und diffusen Phase bilden können. Es ist möglich, dass diese Wolken auf die Galaxie zurückregnen und weitere Sternentstehung und Aktivität von Schwarzen Löchern fördern können. Dieser baryonische Zyklus weist Ähnlichkeiten zum Wasserzyklus auf der Erde auf, allerdings müssen weitere Prozesse wie das Verschmelzen von Satellitengalaxien und kosmologische Zuströme berücksichtigt werden.
Auf Grund der Komplexität des CGM ist der Einsatz von numerischen Simulationen entscheidend, um theoretische Modelle der Entwicklung von Galaxien konstruieren zu können. Deshalb verwenden wir in diesem Projekt die state-of-the-art kosmologische, hydrodynamische Simulation IllustrisTNG.
In dieser Arbeit konzentrieren wir uns auf die massereichsten Objekte des Universum – Galaxienhaufen. Galaxienhaufen sind hervorragend geeignet, um deren Atmosphären zu untersuchen, da ihr Gas mit Beobachtungen in Röntgenwellenlängen sehr gut analysiert werden kann. Außerdem bringen Galaxienhaufen noch einige ungelöste Rätsel mit sich. Zum Beispiel können wir keine kalten Gasvorkommen und übermäßige Sternentstehung in den Zentren beobachten, obwohl man dies auf Grunde der beobachteten Kühlzeitskalen erwarten würde.
In diesem Promotionsprojekt werden wir diesen unverstandenen Prozessen auf die Spur gehen, indem wir bereits existierende kosmologische Simulationen analysieren werden und andererseits neue Arten von Simulationen entwickeln.
Katrin Lehle
Universität HeidelbergBetreut durch
Dylan Nelson
Physik, InformatikHector RCD Awardee seit 2021