© Esther Horvath
30. Oktober 2023
Arkti­scher Ozean im Wandel

Antje Boetius auf Forschungs­expe­di­tion in der Arktis

Am 30. Septem­ber 2023 kehrte das Forschungs­schiff Polar­stern zurück nach Bremer­ha­ven. An der Polar­stern-Expedi­tion namens ArcWatch‑1, die am 3. August im norwe­gi­schen Tromsø startete, hat Hector Fellow Antje Boetius, Direk­to­rin des Alfred-Wegener-Insti­tuts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeres­for­schung (AWI) teilge­nom­men. Das knapp 100-köpfige Team aus Besat­zung und Wissen­schaft hat Dicke und Eigen­schaf­ten des Meerei­ses vermes­sen, die Strömun­gen und chemi­schen Eigen­schaf­ten des Ozeans aufge­zeich­net und das Leben im und unter dem Eis, im freien Wasser und am Boden der Tiefsee erforscht. Die Daten zeigen erheb­li­che Verän­de­run­gen im Vergleich zu voran­ge­gan­ge­nen Expedi­tio­nen auf.

Der großräu­mige Einsatz des Messge­rä­tes EM-Bird vom Heliko­pter der Polar­stern sowie von paral­le­len Flugzeug­kam­pa­gnen zeigte: Die Dicke des ebenen Meerei­ses betrug auch Anfang Septem­ber noch 1,2 Meter und somit mehr als im Sommer der MOSAiC-Expedi­tion im Jahr 2020 oder zum größten Meereis­mi­ni­mum 2012. „Entspre­chend haben wir kaum Eisal­gen an der Unter­seite des Meerei­ses gefun­den. Beson­ders Melosira arctica fehlte, die meter­lange Ketten bilden kann und ein wichti­ger Nährstoff­lie­fe­rant für das gesamte Ökosys­tem ist. Das Eis war dieses Jahr wie tot. Wegen der Abdunk­lung durch Schnee schwam­men Algen aus dem Wasser auf und legten sich in einem Film unter das Eis, um noch etwas Licht abzube­kom­men“, berich­tet Antje Boetius. Verän­de­run­gen entdeck­ten auch die Ozeano­gra­phen in der obers­ten Meeres­schicht, die salzi­ger war als in den Jahren zuvor. Der Vergleich mit den frühe­ren Unter­su­chungs­jah­ren 2012 und 2020 zeigte auch für das im Wasser treibende, plank­to­ni­sche Leben Unterschiede.

Die Wissenschaftler*innen der Expedi­tion „AWIs4Future”, eine Regio­nal­gruppe von Scien­tists for Future, appel­lierte außer­dem mit einem Bild aus der Arktis in den Sozia­len Medien dafür, die Klima­krise ernst zu nehmen und riefen zur Teilnahme am globa­len Klima­streik auf.

Weitere Einbli­cke in die Expedi­tion können Inter­es­sierte zum Jahres­wech­sel bekom­men: Eine Dokumen­ta­tion, produ­ziert von UFA Documen­tary, mit dem Arbeits­ti­tel „ARCWATCH – HOFFNUNG IM EIS“ wird am 29. Dezem­ber um 21.45 Uhr im Ersten ausge­strahlt und in der ARD-Media­thek verfüg­bar sein.